KRANKHEIT = DISHAMONISCHE LEBENSKRAFT

“Kein Symptom ohne Ursache – eine gesunde Lebenskraft macht niemals Krank!“

Beim Begriff Krankheit müsste man zuerst die Frage stellen, was genau wir unter Gesundheit verstehen, um diese Krankheit und Symptom unterscheiden zu können. Die Antwort auf diese Frage fand ich persönlich erst bei Hahnemann, denn vorher wurde diese Frage immer mit Halbwahrheiten beantwortet, die mich nicht zufrieden stellten.

Wie bei der Beschreibung der Lebenskraft vielleicht klar wurde, bewirkt diese, wenn sie harmonisches wirkt, Gesundheit. Nun könnte man die äußeren Einflüsse auf die Lebenskraft mit der Wirkung von Musik auf die Psyche vergleichen. Beruhigende Musik kann den ganzen Menschen beruhigen und sogar Schmerzen lindern, nachdem wir diesen Reiz über das Gehör auf unsere Psyche wirken ließen. Aggressive Musik macht und wiederum auch aggressiv. Ähnlich kann eine dauerhaft negative Einwirkung wie z.B. durch Arbeitsbedingungen den ganzen Organismus krank machen. Es sind zwar Beeinflussungen von außen, die nicht auf chemisch oder physikalische Weise einwirken und doch eine körperliche, physikalische Wirkung nach sich ziehen können. Sehr oft erleben wir, dass Erlebnisse der Vergangenheit zu einer lang anhaltenden Störung führen. Auch hier wirkt keine chemische oder physikalische Kraft unmittelbar auf den Organismus. Wie kann man diese Auswirkungen anders erklären, als dass sie sich in der Lebenskraft verankert haben und diese nachhaltig negativ beeinflussen. Diese Disharmonie zeigt sich durch Symptome die wir spüren oder Veränderungen des Körpers. Stellt man alle äußeren Einwirkungen unter den Überbegriff „Information“, könnte man Homöopathie in Analogie hierzu auch als "Informationstherapie" bezeichnen.

Dass diese Störungen nicht ständig sichtbar sind, kennen wir auch aus dem Computerbereich. Wie ein Programmfehler in einer Software, macht das System keine Probleme, solange dieser Fehler nicht gelesen und ausgeführt wird. Sobald dieser aber aufgerufen wird, entwickelt er eine Dynamik, die zu Problemen führt. Die Symptome zeigen sich für uns sichtbar an der Oberfläche. Der Austausch der Hardware würde hierbei wenig helfen. Auch Störungen in der Stromversorgung wären für uns nur an den Auswirkungen ersichtlich, da wir den Strom ja nicht sehen können.

Kommt es zu Störungen der Lebenskraft, führt dies in der Folge auch zu Störungen des Körpers. Wir sprechen heute in vielen Bereichen von Informationsfluss, was schon deutlich macht, dass es ein dynamischer Prozess ist, sonst wäre der Begriff „-fluss" falsch. Bleibt dieser Fluss stehen, erlischt das Leben, der Mensch stirbt. Wie anders könnte man erklären, dass der materielle Körper noch unverändert scheint und doch kein Leben mehr darin ist. Hahnemann selbst definierte Gesundheit im "Organon der Heilkunst 6. Auflage" im § 9 wie folgt:

Im gesunden Zustande des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autocratie) unumschränkt und hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Daseins bedienen kann." Dies würde bedeuten, dass im wirklich gesunde Organismus keinerlei Symptome auftreten. Alles, was sich hier in kürzeren oder längeren Abständen zeigt, deutet auf ein tiefer liegendes Grundproblem, eine Disharmonie hin. Diese erkannte Hahnemann in den Miasmen.


Krankheit beschreibt er im § 11:

Wenn der Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur diese geistartige, in seinem Organism überall anwesende, selbstthätige Lebenskraft (Lebensprincip) durch den, dem Leben feindlichen, dynamischen Einfluß eines krankmachenden Agens verstimmt; nur das zu einer solchen Innormalität verstimmte Lebensprincip, kann dem Organism die widrigen Empfindungen verleihen und ihn so zu regelwidrigen Thätigkeiten bestimmen, die wir Krankheit nennen, denn dieses, an sich unsichtbare und bloß an seinen Wirkungen im Organism erkennbare Kraftwesen, giebt seine krankhafte Verstimmung nur durch Aeußerung von Krankheit in Gefühlen und Thätigkeiten, (die einzige, den Sinnen des Beobachters und Heilkünstlers zugekehrte Seite des Organisms), das ist, durch Krankheits-Symptomen zu erkennen und kann sie nicht anders zu erkennen geben."

Krankheit ist also immer zuerst eine Verstimmung der Lebenskraft, die sich in der Folge als subjektiv und objektiv erkennbare Symptome äußert. Dies ist schon deshalb logisch, weil die Lebenskraft unsere Gesundheit regelt und sich eine Disharmonie hier somit automatisch auch widerspiegeln muss. Aus diesem Grund wird meine homöopathische Behandlung immer auf diese verstimmte, disharmonische Lebenskraft zielen und nicht auf eine Unterdrückung der Symptome. Ähnlich wird man auch bei Unstimmigkeiten innerhalb eines Orchesters nicht den Fehler beim Baumaterial der Instrumente suchen, sondern in der Stimmung der Instrumente.

Es ist diese anfängliche Verstimmung, die wir häufig noch vor Ausbruch akuter Krankheitssymptome spüren. Erst in der Folge kommt es zum Auftreten von subjektiven und objektiven Symptomen, Krankheitserregern, Absonderungen usw.. Soll eine Heilung stattfinden, dann ist es nun notwendig, die Lebenskraft wieder in die Harmonie zu bringen, wobei die Arzneimittel das erreichen können. Durch die Harmonisierung der Lebenskraft ergibt sich in der Folge die heilende Wirkung auf den ganzen Organismus. Deshalb können diese Arzneien auch außerhalb des materiellen Bereiches liegen und trotzdem Wirkung entfalten, wenn sie nach der oben beschriebenen Weise hergestellt und damit dynamisch wirksam verstärkt werden.

Ohne die Hilfe solcher Arzneien scheint die Lebenskraft nur schwer fähig zu sein, diese Harmonie wieder herstellen zu können, ohne dass eine Heilkrise eintritt. Unter der Wirkung der homöopathischen Arznei fällt diese Krise aber fast immer weg, wenn der Reiz dem Ähnlichkeitsgesetz entspricht. Dass dies in unglaublich kurzer Zeit geschehen kann, zeigt sich besonders bei akuten Behandlungen. Hier ist eine Besserung des Befindens manchmal schon innerhalb von 30 Minuten erkennbar.

Um den Begriff Verstimmung der Lebenskraft noch zu verdeutlichen möchte ich die Musik zu Hilfe nehmen. Gerade in der Musik sind uns die Begriffe Stimmung und Verstimmung wohl bekannt. Jedes Instrument eines Orchesters muss gestimmt werden, sowohl das Einzelne, als auch untereinander. Nichts ist für den Zuhörer unangenehmer, als die Störung des gesamten Klangbildes durch die ungenaue Stimmung oder Intonation eines Instrumentes. Erreicht wird diese richtige Stimmung durch Anheben bzw. Absenken des Tones. Kommt ein Ton dem Angestrebten sehr nahe, wird dies durch sog. Schwebungen hörbar, die die Ähnlichkeit der Töne zeigt, ist er identisch, scheint diese Schwebung sich aufzulösen, zwei Töne werden Eins.

Die Verstimmung unserer Lebenskraft und die daraus resultierende Krankheit lässt sich leider nicht so einfach wie ein Instrument stimmen. Auch auf rein chemischem / biochemischen Weg lässt sich im besten Fall ein kurzfristiger Ausgleich auf der materiellen Ebene im begrenzten Umfang erreichen, da diese Arzneimittel die Lebenskraft nicht ausreichend dynamisch erfassen. Das Ziel der Behandlung sollte aber sein, das Orchester unseres Körpers durch die richtigen Informationen in eine einheitliche Stimmung und Harmonie zu bringen, was in der Folge zu größtmöglicher Gesundheit führt. Dies ist aber nur durch eine Behandlung, die auf die Lebenskraft zielt möglich. Dadurch entsteht wieder Harmonie in der Steuerung des Lebens und Gesundheit.

Weiter ist Symptom alles, was außerhalb der unauffälligen Funktion des Körpers liegt und an Störung wahrnehmbar ist. Dies kann sowohl objektiv (wie ein Hautausschlag, ein Zungenbelag, Temperaturveränderung, ...) als auch subjektiv Menstruationsbeschwerden, Schmerzen aller Art, ...) wahrnehmbar sein. Für das Erfassen des Krankheitszustandes gibt es keine Unterschiede für die Wertigkeit. Allenfalls kann man hier eine Differenzierung zwischen zentralen und peripheren machen. Genau hier liegt auch die Kunst der Anamnese, alle diese Zeichen, auch die, die der Patient selbst gar nicht für wichtig hält, zu erfassen, zu erfragen.


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