“SEELE, GEIST, LEIB“ - WO LIEGT DIE GRENZE?

Für einen Menschen, der sich auch mit dem Glauben an Gott auseinander setzt kommt es bei diesen beiden Begriffen unweigerlich zu einem Konflikt, dem auch ich nicht ausweichen konnte. Es stellte sich für mich heute Vieles in Frage, was ich früher ungeprüft selbst an Glaubensaussagen übernommen und für Wahrheit gehalten habe. Dies betrifft besonders den Bereich der Gesundheit. Nur ausreichend glauben zu müssen, um gesund zu sein, sowohl psychisch als auch körperlich, kann ich heute nur noch als Falschaussage sehen. Ich musste miterleben, wie sehr gläubige Menschen unter großen Qualen und Schmerzen trotz des Glaubens an die Gesundung gestorben sind. Auf die Wirkung von Glauben, allgemeine Glaubensfragen und persönliche Einstellung zum Glauben will ich hier aber gar nicht eingehen. Mir geht es bei den folgenden Gedanken nur darum, die in der Überschrift genannten Begriffe etwas zu klären. Den Begriff „Glauben“ verwende ich grundsätzlich eher in den Bereichen, die unsere Seele (nicht Psyche!) betreffen. Für mich steht er für Hinwendung zu Gott. An Homöopathie muss man nicht glauben, damit sie wirkt, denn ihre Grundlage liegt in Gesetzen der Natur, die immer gleich wirken. Werden sie eingehalten wirken sie heilend, egal von wem und an wem sie angewandt werden.


SEELE

Bibeltext in hebräisch - der Anfang

In den Begriffen Seele und Geist sehe ich zwei zu trennende Begriffe. Seele bezeichnet etwas, das wir nach der Bibel als "den göttlichen Odem" verstehen, nicht materiell und unvergänglich. Sie ist dazu bestimmt ewig zu leben und war anfangs für eine ewige Gemeinschaft mit Gott vorgesehen. Durch den Sündenfall kam es zur Trennung von Gott mit den bekannten Folgen, worauf ich hier nicht näher eingehen will. Eine Behandlung der Seele kann ich durch die Arbeit mit klassischer Homöopathie nicht erkennen. Die Beeinflussung kann hier nur bei Gott oder anderen Kräften liegen, nicht jedoch in der Homöopathie. Dass der Glaube eine starke Wirkung auf unser Leben und damit auch den Körper entwickeln kann, erleben wir immer wieder, aber auch gläubige Menschen werden krank, leiden und sterben. Die Aufgabe des Glaubens ist eine andere, als Gesundheit zu schaffen. Um letztere zu erhalten oder wiederzuerlangen hat Gott entsprechende Kräfte in seine Schöpfung gelegt, Kräfte, die wir erkennen, zulassen und anwenden müssen.

Natürlich lässt sich für uns die Seele nicht aus allem heraus halten, weshalb ich sie am ehesten mit dem Begriff „Geisteshaltung" in Verbindung bringen würde. Hinwendung zu Gott oder Abwendung von ihm bringt viele bedeutende Einstellungen mit sich, Wahrheit, Reinheit, Nächstenliebe, Achtung, Ehrlichkeit, ... oder aber das Gegenteil Eigensucht, Unehrlichkeit, Halbwahrheit und Lüge, ... . Leider sehen wir auch viel Negatives, was nicht nur am Einzelnen, sondern in einer Grundhaltung der heutigen Zeit liegt. Wie jedoch der Einzelne dies aufnimmt und umsetzt, hängt wiederum von seiner seelischen Einstellung ab. Hier verwende ich bewusst den Begriff „Seele".


Biologische Strategien

Viele unserer menschlichen Handlungen lassen sich mit Begriff "biologische Überlebensstrategie" in Verbindung bringen und sind bei weitem nicht so intelligent wie man annehmen könnte. Sie sind vom "Rudel- und Gruppenverhalten" bestimmt, Status wird demonstriert und Macht gefestigt. "Es muss immer klar sein, wer der Boss ist." Entscheidungen entspringen Gehirnbezirken, die jedes primitivere Lebenwesen ebenso besitzt, auch wenn dort die Handlung wesentlich einfacher erscheint. Natürlich sind unsere "Werkzeuge" komplizierter, das sollte aber nicht drüber hinwegtäschen, dass der Antrieb, sie einzusetzen, doch recht vergleichbar einer Affenhorde ist - Erich Kästner lässt grüßen:) . Interessant ist doch, dass gerade die Werbung auf die Bereiche Status und Macht zielt. Es muss immer das schnellste, beste, größte sein, weil das unsere entwicklungsgeschichtlich alten Hirnbezirke, den Instinkt am ursprünglichsten anspricht und wir dieser Stimulation am wenigsten ausweichen können.


WAS IST GEIST?

Geist verbinde ich begrifflich mit Psyche. Hier ist es sehr wohl möglich mit der Behandlung Veränderungen zu bewirken. Psyche hat sehr viel mit Gehirnfunktion zu tun, die durch Botenstoffe, Hormone u.ä. gesteuert werden. Keiner würde bei einem Hirntraumatisierten behaupten, seine Seele hätte eine Veränderung erfahren, wenn sich diese doch durch Strukturveränderungen ergaben. Sehr wohl können sich hier aber schwere psychische Veränderungen ergeben, die dann auch einer Behandlung bedürfen. Wohl seit der Psychoanalyse wird der geistige Ausdruck und der Charakter des Menschen als ein seelischer Aspekt gedeutet. Aus dieser Bedeutung ist für mich auch die Diskussion nachvollziehbar, dass Tiere eine Seele haben sollen, denn sie haben ja auch Geist und Charakter. Das müsste man dann so verstehen, dass alle psychisch ausgelegten Behandlungen die Seele betreffen, alle Handlungen aus der Seele kommen. Hierin sehe ich für mich den Hauptkonflikt, denn fast alle Handlungen sind in den Gedanken und/oder der Psyche entstanden. Es lässt sich schwer sagen, in welchem von Beiden der Ursprung lag und erinnert mit stark an „Henne oder Ei".

Da viele Erscheinungen, Persönlichkeitsstrukturen, Erlebnisse und deren Auswirkungen Interpretationen zulassen und ich damit über auffällig bzw. krank oder nicht entscheiden müsste, gehe ich in den meisten Fällen von der körperlichen Symptomatik aus und verwende die psychische vorwiegend zur Bestätigung der Arzneimittelwahl. Im Verlauf der Behandlung lässt sich jedoch häufig feststellen, dass es neben der Verbesserung der körperlichen Symptome auch zu einer Stabilisierung der Psyche und des ganzen Menschen kommt. Dies ist in der Regel eine Bestätigung für die Richtigkeit der Verordnung. Wo zuvor eine Disharmonie vorlag, findet zunehmend eine Harmonisierung statt - in allen Bereichen. Selbst im seelischen kann diese Harmonie eine neuen Zugang zu Spiritualität und zu Gott ermöglichen, wenn diese vom Einzelnen als gestört empfunden werden. Den Weg, diese Nähe zu finden, ist jedem Einzelnen überlassen und nicht Gegenstand einer homöopathischen Behandlung.


DER LEIB - DAS KÖRPERLICHE

Dies ist von den dreien noch der einfachste Begriff, denn wir sehen und fühlen ihn, er ist materiell gewordene Idee des Lebens, dessen Störungen im Mittelpunkt der Behandlungen stehen. Viele therapeutische Ansätze meinen ihn als eine Art Maschine erfassen zu müssen, vergessen jedoch, dass – abgesehen von Verletzungen – er nur Ausdruck einer dahinter stehenden Kraft, der Lebenskraft ist. Wie dies zu erklären ist, beschreibe ich unter LEBENSKRAFT.

Sähe man nur Psyche und Leib, dann ergäbe sich für mich ein zweidimensionales Bild, dass die Seele im Verständnis des Glaubens abspricht. Wir wären dann nichts anderes als Tiere. Doch der Mensch ist das einzige Lebewesen, dass sich Gedanken über Tod, Sterben und Leben danach macht. Es ist natürlich auch möglich, dies abzulehnen. Trotzdem macht auch der sich Gedanken darüber, der zu dem Schluss kommt, dass es so etwas nicht gibt. Schon dass wir uns Gedanken darüber machen ist für mich untrügliches Zeichen, dass der Mensch etwas herausgehobenes in der Schöpfung darstellt, ein von Gott erschaffenes Wesen, das sich nicht nur von Instinkt leiten lässt, sondern sich weitergehende Gedanken machen und über den Instinkt hinauswachsen kann. Etwas, was sich bei Tieren nicht erkennen lässt. Wir dürfen ohne eigenes Zutun etwas Besonderes sein. Es möge sich nur jeder fragen, ob er sich dieser Verantwortung der eigenen Seele gegenüber auch bewusst ist und welche Konsequenz er daraus ableitet? Persönliche Krankheit als eine Strafe Gottes zu verstehen empfinde ich als einen Missbrauch des Glaubens und der Religion. Heilung findet in der Homöopathie ja nicht nur der gläubige Mensch, sondern jeder, der angemessen behandelt wird. Hierzu ist wichtig den Menschen zu verstehen und auch zu wissen, wie stark eine mögliche religiöse Prägung ist, da das auch die eigenen Wertvorstellungen und selbst die Sehensweise von Symptomen verändern kann.

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