WAS IST WISSENSCHAFT?

Das müsste heute die erste Frage sein, wenn man sich mit Phänomenen beschäftigt. Diese liegen vielfach in Bereichen, die heute intensiv erforscht werden, wenngleich diese Forschungen sicher für die nächsten 1000 Jahre noch nicht als beendet erklärt werden können. Zu vielfältig sind die Verstrickungen, zu weitreichend die Gesetzmäßigkeiten und zu komplex deren Zusammenwirken. Einzelne Forschungsgebiete haben sich neu heraus kristallisiert, während andere seit tausenden von Jahren sich kontinuierlich entwickelten und trotzdem ihre Ursprünglichkeit nicht verloren haben. Bei allen neuen Erkenntnissen muss heute aber auch immer die Frage nach den Zielen gestellt werden. Noch nie war die Verstrickung von Forschung und Kommerz so eng wie heute. Jedes Ergebnis – so scheint es – muss zwangsläufig auch in klingende Münze umgesetzt werden. Das führt sehr schnell dazu, dass alles, was die dazu notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt, abgelehnt und als unwissenschaftlich gebranntmarkt wird, um das eigene Produkt besser zu verkaufen. Dieser Gefahr unterliegen natürlich auch alle Arten von Therapien, ob sie nun Homöopathie, Naturheilkunde, Schulmedizin, Chinesische Medizin oder wie auch immer heißen. Der jeweils anderen Form deren Existenzrecht abzusprechen zeigt sich hier genauso, wie in vielen Bereichen des Lebens. Geht man aber auf die ursprüngliche Bedeutung der Wissenschaft zurück, dann sollte sie eben genau das erreichen, was das Wort „Wissen-Schaft“ auch ausdrückt, nämlich Wissen zu schaffen, wo Beobachtungen vorliegen, die wiederholt auftreten und mit Herkömmlichem nicht erklärt werden können. Da wir aber in dem o.g. Zwiespalt stehen, dass nur weiter gedacht wird, wo sich auch genug damit verdienen lässt, geht man dem Erforschen wenig gewinnbringender Erkenntnisse lieber aus dem Weg.


WISSENSCHAFT NUR DORT WO SIE SICH RECHNET?

Aus diesem Blickwinkel wird schnell verständlich, dass Homöopathie – wie auch viele andere Gebiete – gerne in den Bereich der Unwissenschaftlichkeit gedrängt wird. Dies um so mehr, wenn man weiß, dass die größten deutschen Arzneimittelhersteller für Homöopathie ca. 15 Mitarbeiter beschäftigen. Kein Vergleich mit der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Weiter liegen die Kosten für homöopathische Arzneien bei einem Bruchteil dessen, was ein modernes Produkt der Pharmaindustrie kostet. Somit sind hier mehrere Konfliktgebiete, die es nur allzu wünschenswert machen, eine Behandlungsform, bei der gerade noch der Behandler verdient, klein zu halten oder sogar in Misskredit zu bringen (siehe die wiederholten Versuche, Homöopathie als völlig unwirksam hinzustellen). Bei Wachstumsraten, die im zweistelligen Bereich liegen, ist dieses Verhalten großer Konzerne aus wirtschaftlichen Gründen durchaus zu verstehen. Andererseits geht es bei allem nicht nur um Wirtschaft und Wachstum, sondern um Menschen. Diese treten hierbei aber scheinbar immer mehr in den Hintergrund und sind nur noch als zahlendes Potential interessant. Wichtig ist nur, ob sie als potente Zahler steigender Preise in Frage kommen. Andere Sehensweisen sind eher unbequem.


PROBLEME DER PHARMAKOLOGIE

Diese zeigen sich weniger beim Beschäftigen mit den Wirkstoffen, als bei der Verarbeitung im Körper. Hier gibt es individuell gravierende Unterschiede, weshalb die  Verordnung chemischer Arzneimittel durchaus als Lotterie bezeichnet werden könnte. Die enzymatische Ausstattung des Einzelnen ist so individuell, dass es keine zuverlässige Möglichkeit gibt, mit der sich abschätzen ließe, wie die Reaktion auf eine Verordnung ausfallen wird. Hinzu kommen die verschiedenen Typen der Darmfunktion, denn die Verweildauer einer Arznei im Darm ist maßgeblich für die Wirkungsdauer bzw. die aufgenommenenen Menge einer Arznei. Das Schlagwort der individualisierten Behandlung macht gerade in der Schulmedizin die Runde. Für die Homöopathie ist letzteres seit Hahnemann festgeschrieben und ist somit seit über 250 Jahren Standard, weil genau das sich bewährt hat.


Würden chemische Arzneien bereits in der Erforschungsphase so exakt erforscht, wie homöopathische, würden vermutlich nicht nach einiger Zeit derart bedrohliche Folgeerscheinungen beobachtet werden, wie dies in der letzten Zeit immer wieder Schlagzeilen machte. Da die Überlegungen zur Erforschung modernen Arzneien scheinbar überwiegend theoretischer Art sind, weiß ich nicht zu beantworten, was an der modernen Medizin wissenschaftlicher sein soll, als an der Säfte- und Humorallehre früherer Jahrhunderte? Möglicherweise steckt ja in jeder der früheren Theorien auch ein Quentchen Wahrheit? Dies ist fast zu vermuten, wenn man sich heute verschiedene therapeutische Gebäude betrachtet. So werden z.B. Absonderungen von den Schulen der modernen Medizin, der Homöopathie, der chinesischen Medizin – die Liste lässt sich beliebig erweitern – durchaus anders betrachtet und beurteilt.


SCHAFFT DIE MEDIZIN WISSEN?

In der Regel werden neue Arzneimittel heute auf den Aussagen der Biochemie entwickelt, der Körper nur als chemischer Reaktionsraum verstanden. Diese Sehensweise trifft allzu schnell auf wenig beachtete Grenzen, was von einzelnen Pharmakologen auch kritisiert wird. Schon die Individualität der Reaktionsweise widerspricht dem biochemischen Ansatz und müsste schon lange zu einem Umdenken geführt haben, was aber noch lange auf sich warten lassen wird. Stellt sich in der Erprobungsphase einer Substanz heraus, dass sie wegen Wirkungslosigkeit gegen die ursprünglich geplante Krankheit nicht verwendet werden kann, wird scheinbar einfach probiert, wogegen man sie sonst einsetzen könnte. Notfalls muss eben auch die dazu passende Krankheit noch entwickelt werden, was wohl tatsächlich schon geschah. Das Ergebnis ist zum einen erstaunlich, wenn Wirkstoffe dann für völlig andere Erkrankungen, als die Biochemie sie plante, eingesetzt werden. Andererseits erschreckt es, wenn derart unwissenschaftliche Vorgehensweisen als DIE Wissenschaft deklariert und Anderes im gleichen Atemzug als unwissenschaftlich bezeichnet wird. Es entzieht sich meinem Verständnis, wo hier mehr Wissen geschafft wird.


HOMÖOPATHIE - WISSENSCHAFT ODER NICHT - NUR PLACEBO?

Soll das Ergebnis die Antwort geben, warum eine bestimmte Substanz oder das daraus hergestellte Arzneimittel eine bestimmte Wirkung hat, wird man schnell an die Grenzen stoßen – ähnlich der Biochemie. Teilweise lassen sich bestimmte Wirkungen natürlich begründen und erklären, aber oft eben auch noch nicht. Trotzdem kann das Arzneimittel erfolgreich bei entsprechender Ähnlichkeit angewandt werden. Das Gesetz ist somit nicht die Erklärung über die Biochemie - das ließe uns nur verstehen, warum eine Arznei so wirkt - sondern die Ähnlichkeit.

Somit ist es keineswegs unwissenschaftlich, eine Substanz, deren Wirkung nicht erklärt werden kann, zu prüfen. Auch die Medizin selbst ist genau genommen keine eigene Wissenschaft, sondern soll vorliegende Erkenntnisse nur therapeutisch zugänglich machen. Die Arzneimittelprüfungen der klassischen Homöopathie basieren - wie an anderer Stelle beschrieben - auf dem Gesetz der Ähnlichkeit. Je genauer eine Substanz am Gesunden auf ihre Wirkung überprüft ist, umso klarer lässt sich das Arzneimittelbild fassen und im Praxisalltag überprüfen. Diese Überprüfung darf kein wildes Probieren sein, sondern wird auf der Basis der Arzneimittelprüfung am Gesunden zu einer Bestätigung in Bezug auf die Möglichkeiten und Wirkungstiefe der Arznei führen. Jede Arznei muss - v.a. bei schweren Krankheiten - erst beweisen, dass sie zur Heilung führt. Somit sind neue Arzneien schnell verfügbar, wenngleich oft erst nach Jahren durch vielfältigen Einsatz eine genauere Beurteilung erfolgen kann, v.a. in Bezug auf den Einsatz bei gefährlichen Krankheiten. Trotzdem wird das Wissen aus der Homöopathie noch immer verächtlich als unwissenschaftlich bezeichnet, was für den unvoreingenommenen Betrachter nicht besonders verständlich ist. Andererseits ist es hier wie bei allen Therapien so, dass die Qualität der Anwendung sich mit den Fähigkeiten des Therapeuten wesentlich verbessern wird. Diese Tatsache sollte aber in allen Arten von Behandlung bekannt sein.

Noch ein Gedanke zum Schluss bezügl. der oft zitierten Placebowirkung der Homöopathie. Grundlage dieser Behauptung ist die Tatsache, dass viele hom. Arzneimittel kein Substanz des Ursprungsstoffes mehr aufweisen. Jedoch sind viele bedeutende Reize, die auf uns einwirken nicht stofflich. Niemand würde die Wirkung von Musik, Filmen, Gesprächen, einem Spaziergang oder Schlaf leugnen. Diese und noch viel mehr sind nicht-substanzielle Reize, die sich sehr stark auswirken können. Oft sind die damit verbundenen Mechanismen noch nicht wirklich erforscht. Solche Reize als Information verstanden lassen sich durchaus vergleichen mit dem Reiz, der Information eines homöopathischen Arzneimittels. Die Lebenskraft reagiert darauf und schafft den nötigen Ausgleich, um eine Heilung einzuleiten. Und - o Wunder - Erkältungen verschwinden, Gelenke schmerzen nicht mehr, Antikörper sind nicht mehr nachweisbar, Kopfschmerzen lösen sich auf und und und. Alles nur Einbildung? Dann müssten auch die vorher so deutlich gefühlten Symptome auf Einbildung beruhen die durch eine Gegen-Einbildung geheilt worden sind, was wohl kaum der Fall ist. Sie dürfen Ihrem Körper, der durch seine Symptome signalisiert ebenso vertrauen, wie der Homöopathie, die dem Körper genau hier entgegenkommen möchte. Auf der Suche nach der Ähnlichkeit basiert die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie - Arzneimittelprüfung und im Krankheitsfall Anwendung nach dem Ähnlichkeitsgesetz.


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