Ordnung ist das halbe Leben!

Und Unordnung die andere Hälfte? Wie in allen Lebensbereichen ist ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis wichtig. Wie bei einer Waage wäre es gut für uns, immer wieder die innere Balance herzustellen. Das ist natürlich nicht ganz einfach und oft auch Thema in meinen Patientengesprächen. Pedantisch aufgeräumt im Gegensatz zu messieartigem Sammeln von Müll wären zwei Extreme. Beides hätte bereits die Qualität eines Symptoms und würde in die Behandlung einfließen. Aber oft ist es so gemäßigt, dass dies eher unsere Haltungen, unsere Erziehung, unsere innere Unaufgeräumtheit oder Angst davor widerspiegelt. Schon der bekannte Kneipp nannte die Ordnungstherapie als ein wesentliches Element für die innere Gesundheit. Unordnung kann eigentlich nur entstehen, wenn zu viele Dinge parallel geschehen, zu viele Gedanken uns gleichzeitig erfüllen wollen oder sich zu viel ansammelt. Mit Erschecken schaue ich auf den eigenen Schreibtisch und sehe die Notwendigkeit, die Dinge ordnen zu müssen. Die Schnelllebigkeit macht uns hier innerlich nur noch mehr Druck, weil wir uns der Dinge die uns wichtig sind, scheinbar nicht mehr sicher sein können. "Je mehr er hat, je mehr er will ...!" ist ein nicht unbedeutender Ausspruch. Da lesen wir wir von "Leben vereinfachen" und die entsprechenden Schriften finden Platz in einer Sammlung, die auch ohne diese schon groß genug wäre. Entrümpeln wäre dringend nötig, Klarheit, Struktur, und oft auch Einfachheit. Das alles sind Impulse die aus unserer Umgebung auf uns einströmen. Am Ende entscheiden wir mit unseren Emotionen, was davon einen Platz bei uns bekommt und was nicht. Es wäre gut, vieles würde keinen Platz bei uns finden. Dabei mag ich gar nicht unterscheiden zwischen Gedanken und Gegenständen, Festem oder Flüchtigem. Das Äußere spiegelt in der Regel doch nur wider, was innen ist. Diese Gegensätze aufzulösen scheint in einer Gesellschaft, die auf ständiges Wachstum pocht eine große Gefahr. Aber ist es nicht eher so, dass das ungezügelte Wachstum die eigentliche Gefahr darstellt. Je mehr wir uns über das Außen definieren, desto mehr verlieren wir vom Inneren. Niemand muss deshalb gleich in die Askese eines Klosters hinein gehen, aber der kritische Blick auf das Eigene offenbart doch, dass wir in einer Überfülle leben.

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