DIE LEHRE VON DEN MIASMEN

Dieser Abschnitt stellt einen sehr theoretischen Bereich der Homöopathie dar, der aber zum Verständnis meiner Arbeit grundlegende Informationen enthält. Hahnemann beschrieb die Miasmen bereits in der von ihm erkannten Form, wobei er den Begriff für ein Grundübel, eine schädliche Grundprägung verwandte und auf die Belastung der Lebenskraft bezogen war. Inzwischen wird dieser Begriff von den verschiedenen Homöopathie-Schulen in immer wieder anderer Bedeutung verwandt. Liest man in den Werken , so dass es hier notwendig ist, ihn in der ursprünglich von Hahnemann gedachten Form zu beschreiben, auch die Gefahr eingehend, dass ich Sie damit im Moment strapaziere. Die Erkenntnis miasmatischer Zusammenhänge fällt auch vielen Homöopathen schwer. Vielfach wird sie auch als Irrlehre gesehen, was sicher mit dem schwierigen Zugang zur Materie liegen mag. Für mich waren diese Gedankengänge Hahnemanns mit die ersten, die ich nach erstem Beschäftigen mit Homöopathie ernsthaft verfolgte.

Der Begriff Miasma kommt aus dem Griechischen und wird mit „übler Dunst, Verunreinigung, Befleckung oder sich angesteckt haben mit...“ übersetzt (lt. de.wikipedia.org). Hahnemann benutzte diesen Ausdruck klar auf die Lebenskraft bezogen. Als er die Behandlung mit dynamischen Arzneien begann, musste er feststellen, dass trotz anfangs scheinbarer Heilung, er den Körper oft nicht in eine dauerhafte Gesundheit versetzen konnten. Er nahm in diesen Fällen ein tiefer liegendes Grundübel an, das die Eigenschaft hat, sich in wiederkehrenden oder zunehmenden Symptomen zu zeigen. Die akuten Erscheinungen wurden zwar von der gewählten Arznei erfasst, nicht jedoch das Grundübel selbst. Von den schon damals bekannten Geschlechtskrankheiten – über deren Behandlung er selbst früher schon Abhandlungen schrieb – wusste man, dass sie eine dauerhafte Wirkung auf den Organismus haben und diese sich sogar bei den Nachkommen späterer Generationen zeigt, auch wenn diese selbst nicht in Kontakt mit dem eigentlichen Erreger kamen. Hieraus schloss er später, dass es Krankheiten sein müssen, die die Lebenskraft dauerhaft beeinflussen und verstimmen. Die zwischenzeitlich auftretenden akuten Krankheiten versteht er als Ausdruck einer solch grundlegenden, chronischen Verstimmung. Im engen Zusammenhang mit den Miasmen beschreibt Hahnemann dann auch die Unterdrückung. Hierbei ist v.a. die äußere Anwendung (meist von Substanzen) gemeint, die die eigentliche Krankheit nicht heilen, sondern nur die äußerlichen Zeichen vertreiben. Dagegen spricht er nicht von Unterdrückung, wenn die Patientensymptome mit Arzneien nach dem Simile-Gesetz, also der Ähnlichkeit, verordnet werden. Wenn Hahnemann Arzneien verordnete, dann suchte er solche, die - im engen Zusammenhang mit den vorhandenen Symptomen - die Kraft hatten, diese tief sitzende Verstimmung aufzulösen und die Harmonie der Lebenskraft wiederherzustellen. Er kannte bereits die Syphilis, erkannte schon die Gonorrhoe und fügte diesen beiden noch die Psora hinzu. Für diese drei verwandte er den Begriff "Miasmen". Später wurde diese Theorie ergänzt und angenommen, dass diese Miasmen ohne Erreger – das infektiöse Akutstadium überspringend – auch direkt von einer Lebenskraft eines Organismus auf die andere übertragen können. Ob Hahnemann das auch so meinte, ist etwas fraglich. Natürlich geben Eltern das, was ihre eigene Lebenskraft trägt, an ihre Nachkommen weiter. Spätere Theorien lehren, dass diese Grundmiasmen in der Vererbung nochmals eine Veränderung erfahren können, indem sie miteinander verschmelzen und nun eine andere Charakteristik zeigen. Diese Verschmelzungen werden mit Tuberkulinie und Cancerinie bezeichnet und wären zudem komplizierter zu behandeln, als die einfachen Formen. Allerdings wirft vieles davon auch Fragen auf. Schließlich besteht immer die Gefahr, dass eine nicht gut treffende Theorie deswegen erweitert wird, um sie zu erhalten und immer komplizierter zu erklären, warum das treffende Mittel so schwierig zu finden sei. Ich mag den Ansatz gar nicht als grundlegend falsch bezeichnen, aber ganz entscheidend ist doch,


“MIASMEN SIND NUR DIE DYNAMIK DER URSPRÜNGLICHEN KRANKHEIT!“


Diese „chronischen Krankheiten" haben lt. Hahnemann keinerlei Tendenz selbst auszuheilen. Sie sind eine „Erkrankung der Lebenskraft", erfassen also die übergeordnete Steuerung und Dynamik unseres Körpers und sind nur durch dynamische Arnneimittel, wie sie in der Homöopathie Verwendung finden, dauerhaft zu heilen. Ohne Behandlung der Miasmen sehen wir, dass die Krankheitszustände im Laufe des Lebens immer problematischer und gefährlicher werden, denn sowohl die äußeren Einflüsse, als auch die Veränderungen im Körper nehmen ja ständig zu. Hier liegt heutzutage auch der Vergleich zu einem Computer nahe, denn ein fehlerhaftes Programm, dass immer wieder zu Abstürzen des Systems führt, wird dieses mit der Zeit immer mehr schädigen und instabil machen. Die Abstürze könnte man mit Symptomen bezeichnen, die Fehler im Programm mit den Miasmen, alles angetrieben vom Strom - der Lebenskraft vergleichbar. Dies würde bei antimiasmatischer Behandlung bedeuten, dass bei Heilung der Miasmen keine Krankheitszeichen mehr am Körper feststellbar sind oder im Verborgenen arbeiten. Schon während der treffenden miasmatischen Behandlung zeigt sich eine zunehmende Stabilität und Gesundheit der Patienten, was sich oft auch in der Praxis bestätigt.

Weitere Belastungen auf den bereits miasmatisch vorbelasteten Körper geschehen durch die heutigen Impfungen, die Umwelteinflüsse, starke psychische Belastung, schlechte, unausgewogene Ernährung, erhöhter Genussmittelkonsum und Umweltbelastungen (Schwermetalle, Lösungsmittel, Strahlung, etc.), Bewegungsmangel. Dies kann dazu führen, dass sich die Verstimmung noch erhöht und es muss das Ziel sein, solche Wirkungen aufzulösen.

Hierzu gehe ich auf einzelne Punkte unter WIE BEHANDELT MAN ein.

Für die homöopathische Behandlung sind natürlich die Zeichen, die der Körper aktuell und in der Vergangenheit gemacht hat wichtig - Miasmen hin oder her. Glaubt man bei aller Theorie den Erfahrungen, die schon Hahnemann gemacht hat, dann dann ist es weniger wichtig, den miasmatischen Zustand des Körpers vollständig zu durchschauen, als vielmehr auf den auf den augenblicklichen Krankheitszustand hin die Symptome nach dem Simile-Gesetz zu erfassen, die passendeste Arznei zu finden und damit auch das aktuell aktive Miasma zu verbessern. Erst bei der Bearbeitung des Falles kann der Behandler aufgrund der Symptome erkennen, welche Miasmen die Lebenskraft beeinflussen. Hierbei werden die Symptome gesichtet und dann das entsprechende Arzneimittel verordnet, das dem Symptomenbild des Patienten am ähnlichsten ist ("Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden").

Aus meiner Sicht ist die miasmatisch Grundlage keine Irrlehre, wie von Kritikern oft genannt, sondern vielmehr eine theoretischer Ansatz, den Hahnemann aufgrund seiner Beobachtungen aufstellte, um einen dauerhaften Erfolg der Behandlung sicher zu stellen. Häufig erlebe ich bei schulmedizinisch, wie auch bei homöopathisch vorbehandelten Patienten, dass alte Symptome, von denen man dachte, dass diese doch schon behandelt und geheilt sein müssten, unter einem miasmatisch wirkenden Arzneimittel wieder an die Oberfläche kamen. Wäre die Heilung tatsächlich erfolgt, würden solche alten Symptome nicht mehr auftauchen, d.h. sie wurden nur unterdrückend behandelt oder waren eben nicht wirklich ausgeheilt. Das Ziel ist die größtmöglich Gesundheit.


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